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Balkone
Aufgrund der unmittelbaren Nähe zur Behausung haben Balkone generell eine große Bedeutung für die Wohnqualität. Durch eine ungünstige Lage, z. B. Straßennähe oder zu geringe Größe, sind sie aber manchmal nur eingeschränkt nutzbar. Das "Grün" beschränkt sich oft auf ein paar Blumenkästen oder Pflanzkübel (s. Abb. 1). Auch bei diesem "unnatürlichen" Flächentyp sind aber permakulturelle Prinzipien anwendbar, die die Nutzbarkeit der kleinen Flächen erhöht und die Ressourcenverschwendung vermindert.

Probleme und Defizite
Die Unterhaltung der Vegetation eines Balkons ist meist sehr aufwendig. Die häufig einjährigen Pflanzen stehen in mehr oder weniger großen Behältern, deren Erde jährlich gewechselt wird. Hierbei kommt meist käufliche Blumenerde zum Einsatz, die zu einem großen Teil aus Torf besteht - eine nur begrenzt vorhandene Ressource aus einem wichtigen und gefährdeten Lebensraum. Nährstoffe müssen zugeführt werden, wozu oft leicht dosierbare chemisch-synthetische Flüssigdünger verwendet werden. Das geringe Erdvolumen der Pflanzbehälter macht eine Überdauerung von Trockenzeiten schwierig. Die Pflanzen werden deshalb regelmäßig - meist mit Trinkwasser - bewässert. Pflanzen- und Erdreste landen im besten Fall im Garten oder in der Biotonne, im schlechtesten Fall im Müll.
Die Verwendung von chemisch-synthetischen Pestiziden ist generell abzulehnen. Außerdem weisen Schädlinge oder Krankheiten in den meisten Fällen nur auf ungünstige Standortbedingungen für die gewählten Pflanzenarten hin, sodaß ein Pestizideinsatz ohnehin nur eine Symptombehandlung darstellt, die an den Ursachen vorbeigeht.

Es handelt sich bei den herkömmlich begrünten Balkonen also um labile Systeme, die nur durch zahlreiche Stoff- und Energiezufuhren aufrechterhalten werden können. Aus permakultureller, systemorientierter Sicht bieten sich aber eine Fülle von Verbesserungsmöglichkeiten.

Elemente und Maßnahmen
Gemäß den Grundlagen naturnahen Wirtschaftens sollen Ressourcen effektiv genutzt, die Inputs verringert und die Verweildauer der Stoffe im System verlängert werden. Die Vegetationsmasse soll erhöht und auch vielfältiger nutzbar werden. Die üblichen Balkonnutzungen wie sonnen, frühstücken, Wäsche trocknen sind ebenfalls zu integrieren. Zur Umgestaltung bieten sich z. B. folgende Elemente und Maßnahmen an, die nicht nur das Aussehen des Balkons verändern (Abb. 2) sondern darüberhinaus den Ressourcenverbrauch reduzieren, mittelfristig Geld sparen, zur Nachahmung reizen u. a. m.

Prinzip Elemente/ Maßnahmen
Energie
Anpassung > Anpassung an Licht- und Klimaverhältnisse, z. B. durch die Wahl "trockenresistenter" (Nutz-) Pflanzen, z. B. Sedum, Zwiebeln, Thymian
Nutzung vorhandener Kräfte > Bessere Ausnutzung der Sonnenenergie durch:
- Erhöhung der Vegetationsmasse
- höhengestaffelte Anordnung der Pflanzen bzw. deren Behälter
- Verlängerung der Vegetationsperiode durch einen (temporären) Wintergarten oder ein Foliengewächshaus
Nutzung vorhandener materieller Ressourcen > Wasser
- Regen- und Grauwassernutzung
- wassersparender Mulch
- effektive Bewässerung (Tröpfchenbewässerung, Zeitpunkt des Gießens)
- trockenheitsunempfindliche Pflanzen
- Anzucht von nutzbaren Wasserpflanzen in der Regentonne (z. B. stickstoffsammelnde Algen als Dünger)
> Organische Substanz (Grünabfälle)
- Ersatz von Torf durch selbsterzeugten Kompost
- als Dünger und Mulchmaterial
> Vergrößerung der Anbaufläche durch Rank- und Hängegewächse, Nutzung der Hauswand
Nutzung vorhandener immaterieller Ressourcen > Nachbarn: Samen-/ Pflanzentausch, z. B. von Kräutern, "Urlaubsvertretung" bei Pflege und Ernte, Verbindung zweier Balkone
> Gartenbesitzer: Pflanzenanzucht, Jungpflanzen, Erdaustausch
Mehrfachnutzung > Pflanzen als Spiel- und Bastelmaterial, z. B. Trockenblumen, Luffa-Gurken
> Grünabfälle als Dünger
> Verwertung von Haushalts-Grauwasser (ohne problematische Zusätze)
> Kartoffel-Kompostkiste mit Wurmzucht
> Wiederverwertung von Pflanzenerde nach Aufbereitung in der Kompostkiste
Minimierung von Fremdenergie > Verzicht auf jährlichen Substratwechsel, chemisch-synthetische Dünger und Pestizide
Organisation
Vernetzung > Verwendung von Recyclingmaterial aus dem Haus (org. Substanz, Grauwasser) und der Umgebung (Mulchmaterial, Wildpflanzen)
Vernetzung > Vorbildwirkung auf andere Balkonbesitzer
Regionalität > Materialien und Pflanzen aus der Umgebung
Individuendichte/ Mindestareale > Mindest-Flächengrößen berücksichtigen für z. B. Sitz- und Liegeflächen, Wäschetrocknung
> ausreichendes Erdvolumen für Pflanzen
Nachhaltigkeit
Kreislaufprinzip > Verwertung org. Substanz, z. B. als Mulch oder Kompost
> Nutzung von Altmaterial, z. B. für Pflanzbehälter
> Wiederverwertung des (aufbereiteten) Pflanzsubstrates
Verzicht auf systemfremde Stoffe und Prozesse > kein Einsatz von Pestiziden oder chem. synth. Dünger
> Verzicht auf Torf
Vielfalt
Artenvielfalt > Ersatz der oft üblichen Geranien o. ä. durch Pflanzenmischungen
> Anbieten von Nahrungs- oder Nistmöglichkeiten für Insekten
Biol. Design > Verwendung natürlicher Materialien und Formen
Nutzungsvielfalt > Erholungsfunktion
> "Selbstversorgerbalkon" mit Gemüse, Obst-, Salat-, Pilz- und Kräuteranbau
> Naturschutz, z. B. Nist-Angebote für Insekten in Lehmziegeln oder Strohhalmen
> Anlage von Mini-Teichen
> Möglichkeiten zum Wäsche trocknen
> Bastel- und Spielfläche
Abb. 1: Ein typischer Balkon, spärlich begrünt, zum Nachbarn hin abgeschottet.

Abb. 2: Ein Balkon, auf dem einige der Prinzipien verwirklicht worden sind. Große Balkonkästen speichern mehr Wasser und ermöglichen auch größeren Pflanzen das Wachstum. Durch rankende bzw. kletternde Pflanzen und übereinander angebrachte Pflanzkästen wird die nutzbare Fläche vergrößert. Organische Abfälle werden in einer Kiste kompostiert, die gleichzeitig als Pflanzbehälter für Kartoffeln o. ä. dient. Ein Entnahmehahn am Fallrohr ermöglicht die Nutzung von Regenwasser für Bewässerungszwecke.